Hunger auf Marke

Wir alle kennen es: Mal wieder unterwegs, der Zug hat Verspätung, alles dauert länger als gedacht. Und das Schlimmste: Der Magen knurrt, jetzt muss es schnell gehen. Also schnell über das Gleis, raus aus dem Bahnhof, rein in die Stadt und die Suche nach Nahrung beginnt – Urinstinkte werden geweckt, Jagd und Sammeln, das volle Programm.

Also gut, wo geht es hin? Die Auswahl ist groß, worauf haben wir Lust – Pasta? Nein, die gibt es zu Hause ohnehin ständig. Döner? Mh, es ist auch ein bisschen kalt, wir möchten uns schon reinsetzen. Burger? Nope, wir machen gerade eine Veggie-Challenge, also ist die urige deutsche Küche auch raus. Pizza? Hatten wir das letzte Mal vor ein paar Wochen – okay, Pizza it is.

Wir kennen uns hier nicht so gut aus und haben zwei Möglichkeiten: Ristorante Di Marco, drei private Google-Bilder, Öffnungszeiten unklar, aber immerhin vier Google-Rezensionen. Oder eben Vapiano in der Innenstadt – da wissen wir, was uns erwartet. Also, gesagt, getan, der Abend ist gerettet.

Was wir vermutlich nie erfahren werden: Ristorante Di Marco hätte uns die beste Pizza seit Ewigkeiten beschert, klar, mit Grappa aufs Haus hinterher und Marco wäre der netteste Pizzabäcker gewesen, den wir je kennengelernt hätten.

Marken sind Orientierungspunkte

Woran liegt das, warum gehen die Leute stattdessen eher zu Vapiano? Keine Sorge, wir müssen jetzt nicht zu tief in die Psyche des Menschen eintauchen. Nur so viel: In einer Welt voller Angebote dienen starke Marken als Orientierungspunkte. In unserem Beispiel steht Vapiano im Gegensatz zu Ristorante Di Marco für eine starke Marke: Egal ob uns die Pizza nun schmeckt oder nicht – wir haben eine bildliche Vorstellung, kennen das Ambiente, die Atmosphäre, verstehen die Abläufe. Warum? Weil wir das Franchise-Konzept schon oft gesehen haben. Dass die kleine Pizzeria von nebenan nicht im Sinne von Masse statt Klasse arbeiten kann, ist klar. Doch wenn sie ein Orientierungspunkt in der Angebotswelt sein möchte, sollte sie ein Bild von sich erzeugen, das wir intuitiv verstehen, das einen positiven Eindruck vermittelt – und dieses Bild sollte vor allem erkennbar sein! Das klingt sehr einfach, doch genau das macht den Unterschied.

Ein schönes Ambiente, zuvorkommendes Personal, ein netter Inhaber, gutes Essen usw. sind in diesem Fall positive innere Attribute der Marke, eine ansprechende Website, hochwertiger Social-Media-Auftritt und positive Rezensionen stärken das äußere Markenbild – inneres und äußeres Image legitimieren sich gegenseitig. Und außerdem: Wenn nun die Gäste (= Zielgruppe) einen positiven Eindruck vom Restaurant (= Marke) haben, sind sie bereit, mehr Geld für die Pizza (= Produkt) zu zahlen. Und wenn die Pizza dadurch für einen Euro mehr verkauft werden kann, umso besser.

Insofern lohnt es sich immer, sein eigenes Geschäft als Marke zu verstehen und ein positives Markenimage zu erzeugen. Dabei machen selbst die kleinsten Basics einen Unterschied …

‍